In unzähligen Internetforen ist zu lesen, dass Hundehalter (angeblich) immer wieder auf Plastik im Hundefutter bzw. bestimmten Sorten und Marken stoßen. Besonders die Marken Rinti, Platinum oder auch Royal Canin werden in diesem Zusammenhang häufig genannt, so z.B. in den Foren und Ratgeber-Communities www.forum.hundund.de, www.aussie.de, www.polar-chat.de oder auch www.gutefrage.net.
Foren-Beiträge zu Plastik im Hundefutter – wahr oder erfunden?
Die Frage die sich hier jedoch immer wieder stellt ist, inwieweit die geäußerten Berichte, Unterstellungen und Fälle von Plastik-Funden im Hundefutter tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Oder ob hinter bestimmten Nutzern und Community-Mitgliedern nicht einfach verbitterte Hundehalter bzw. Kunden stehen, die ein einziges mal – und evtl. vor vielen Jahren – eine schlechte Erfahrung gemacht haben. Und nun dem verantwortlichen Unternehmen von einst mit ihren Behauptungen schaden wollen. Und wer weiß schon, ob bestimmte Accounts nicht einfach nur Fake-Profile von Mitarbeitern anderer Firmen sind, die dazu genutzt werden, den Ruf der Konkurrenz zu zerstören. Sicher ist: Tatsächliche, wahrhaftige Fälle von Plastik in Lebensmitteln oder auch Hundefutter gibt es und diese entwickeln sich – oft in Verbindung mit aufwendigen Rückruf-Aktionen – zu regelrechten Medien-Hypes.
Bekannte Beispiele von Plastik-Rückständen in Lebensmitteln
Bestes Beispiel: der Rückruf von Millionen von Schokoriegeln durch den Süßwaren-Konzern Mars zu Beginn des Jahres. Was war passiert? Eine Verbraucherin aus Norddeutschland war in einem Schokoriegel des Unternehmens auf ein rund 0,5 Zentimeter langes Plastikteil gestoßen. Nach Unternehmensangaben habe sich, während der Produktion, der Plastikdeckel einer Leitung gelöst. Der Konzern entschied sich zur groß angelegten Rückruf-Aktion, auch, um hundertprozentig sicherzugehen, dass alle evtl. betroffenen Produkte auch zurückgeholt werden. Die Aktion betraf insgesamt 27 Millionen Riegel in über 50 Ländern und fand sich am Abend sogar als Nachricht in der Tagesschau wieder.
Ein anderes Beispiel für eine – auch in den Medien groß behandelte – Rückrufaktion bei Lebensmitteln: 2012 ließ die Nestlé-Tochter „Wagner“ nach dem Fund eines Metallstücks in einer Tiefkühlpizza, etwa neun Millionen Pizzen zurückrufen. Überregionale wie regionale Medien griffen den Vorfall in ihrer Berichterstattung auf, vom Focus und Spiegel über die Augsburger Allgemeine Zeitung, die taz und Süddeutsche bis hin zum News-Portal t-online.de.
Plastik in Platinum-Hundefutter 2007 – und die Foren-Lawine rollt los
Meldungen über Plastikteile oder Metallreste in Tiernahrung, wie z.B. im Hundefutter, schlagen medial nie derart große Wellen wie dies bei Lebensmitteln für den Menschen der Fall ist. Dies liegt an der Tatsache, dass der potenziellen Gefahr eines Menschenlebens ein höherer Informations-und Nachrichtengehalt sowie eine größere Bedeutung zugeschrieben wird, als der Bedrohung eines Tieres durch evtl. verunreinigtes Futter. Diese Fälle werden dann aber in jenen Kanälen und „Medien“ verstärkt behandelt, die sich geradezu herausragend eignen für Katastrophenszenarien, Gerüchte und falsche Behauptungen: Web-Foren.
Unbestreitbare Tatsache ist, dass 2007 ein Hundebesitzer Plastik in Platinum-Hundefutter gefunden hat. Die Reaktion des Herstellers folgte umgehend: er informierte seine Kunden, das betroffene Hundefutter wurde problemlos ausgetauscht und es erfolgte eine öffentliche Entschuldigung. Nachdem bekannt wurde, dass Plastik in Platinum entdeckt wurde, machte sich der Premiumhersteller auch sofort an die Fehlersuche und -behebung. Trotz dieser angemessenen und zügigen Reaktion, haftet dem Unternehmen seitdem der Ruf an, Hundefutter zu vertreiben, bei dem die Gefahr von Plastikteilen besonders hoch sei. Der Grund dafür und für die Tatsache, dass das Image des Herstellers genau deswegen in den letzten Jahren deutlich gelitten hat, ist in den einschlägigen Foren auszumachen und den darin stattfindenden Diskussionen sowie dem Erfahrungs-Austausch der Nutzer. Dieser prägt zu einem großen Teil die Meinungen der Personen, die diese Beiträge lesen, wie es 2007 nach dem Fund von Plastik in Platinum in vielen Foren der Fall war.
Die Stichworte lauten in hier oft: üble Nachrede, Rufmord, falsche Tatsachenbehauptungen. Foren mögen für die schnelle, oberflächliche Information oft die passende und richtige Wahl sein. Vor allem auch Ratgeber-Communities boomen. Deren Prinzip ist denkbar einfach und gleicht denen allgemeiner Foren. Das Motto lautet „Helfen und Hilfe bekommen“, egal ob es um Tipps zur Stromkosten-Senkung, zu geeigneten Unterkünften in bestimmten Urlaubsregionen, Probleme mit dem Vermieter oder eben um Erfahrungen zum Thema „Plastik im Hundefutter“ geht.
Foren und Communities – die virtuelle Gefahr für Unternehmen
Ein Nutzer stellt eine Frage zu einem Thema oder äußert ein Problem, das ihn aktuell beschäftigt, an die anderen Mitglieder – also die Community. Eine Antwort erfolgt oft in wenigen Minuten, andere Nutzer beteiligen sich dann prompt noch mit weiteren Ratschlägen, Tipps – oder eben Unwahrheiten bis hin zu übler Nachrede mit der Konsequenz: Rufschädigung. Beweisen lassen sich die Inhalte von Foren-Beiträgen oft nicht und – das eigentliche Hauptproblem – die Rückverfolgung der Nutzer ist zudem in vielen Fällen nicht leicht. Viele User legen sich extra gefälschte Profile an, um diesem oder jenem Unternehmen zu schaden. Bewusste Rufschädigung – dies zählt in Deutschland zu den Wettbewerbsdelikten. Eine Infografik auf dem Statistik-Portal „statista.com“ über die Zahl der Wettbewerbsdelikte in Deutschland zwischen 2001 und 2015, führt klar vor Augen: die Anzahl der pro Jahr hierzulande polizeilich erfassten Delikte dieser Art ist zum Teil immens. So gab es allein 2007 über 7500 polizeilich erfasste Wettbewerbsdelikte – das Jahr in dem der Fall von Plastik in Platinum bekannt und zu einem der bestimmenden Themen in den Tier- und Hundeforen wurde.
Bewusste Rufschädigung trifft meist Branchen-Riesen
Auffallend dabei ist, dass zumeist die großen, erfolgreichen Unternehmen und Branchen-Platzhirsche Opfer der gezielten Ruf-Schädigung oder von Cyber-Mobbing sind. Selten betrifft es kleine No-Name-Marken oder unbedeutende Billigwaren-Produzenten. Mit radikalen Auswirkungen auf das Vertrauen, das die Verbraucher Großunternehmen noch entgegen bringen. Es schwindet. Laut „statista.com“ bestätigt eine 2016 zum Thema „Vertrauen zu Großunternehmen“ durchgeführte Umfrage dies: 81 Prozent der Befragten gaben an, wenig bis gar kein Vertrauen mehr zu Großunternehmen oder Konzernen zu haben.
Online-Mobbing oder erfundene, image-schädigende Beiträge, etwa zum Foren-Thema „Plastik in Hundefutter“, sind auch deshalb so gefährlich, da das Internet „nie vergisst“, heißt: Online veröffentlichte Informationen, Filme oder Fotos sind ab dem Zeitpunkt des „Postens“ nicht mehr privat. Einmal im Netz, beginnen die Daten und Beiträge eine Art unkontrollierbares Eigenleben. Sie verbreiten sich, werden in den sozialen Netzwerken gepostet, gelangen in Suchmaschinen oder werden von Online-Archiven erfasst. Alles wieder rückgängig machen und löschen? Nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, da sich die Daten evtl. schon auf unzähligen Rechnern befinden oder sich die Meinung anderer – wie im Fall von Platinum – bereits in Dutzenden weiteren Köpfen festgesetzt hat.
Bildnachweis: © alle schwarzer.de
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