Der Retrostil ist momentan extrem angesagt, ist aber aus vielen Häusern und Wohnungen nie ganz ausgezogen. Die Formholzmöbel und die verschiedenen Sitzmöbel aus bunten Kunststoffen entstammen den 1960er Jahren und sind heute wieder heiß begehrt.
Retrolook: Das zeichnet den Wohnstil aus
Die organischen Formen sind typisch für den Retrolook, der zum Beispiel mit Nierentisch und Cocktailsessel aus buntem Kunststoff daherkommt. Auch Leder ist weit verbreitet und macht diesen Stil zu etwas ganz Besonderem. Insgesamt präsentiert sich der Retrostil durch seinen Schwung, durch innovative Formen und die Verwendung neuer Formen und Farben. So sind dezente Pastelltöne ebenso verbreitet wie knallige Farben – jeder kann alles individuell nach seinem Geschmack gestalten und farblich passend einrichten.
Wichtig: Ist das Möbelstück bereits in einem kräftigen Farbton gehalten, sollte die Umgebung nicht ebenfalls so bunt sein, sondern eher in dezenteren Tönen gestaltet werden. Andernfalls könnte dies leichte Verwirrung beim Betrachter hervorrufen, wenn das gesamte Zimmer in grafischen Mustern gehalten ist oder mit geometrischen Formen verziert wurde. Das Auge braucht immer noch einen Haltepunkt, an dem es sich im übertragenen Sinne festhalten kann.
Wichtige Merkmale für den Retrolook sind:
- Verwendung von heimischen Hölzern für die Möbel
- Fertigung von Formholzmöbeln
- Bunt bezogene Sitzmöbel aus Kunststoff
- Geschwungene Formen bei Teakholzmöbeln
- Nierentische als „Pflichtbestandteil“
- Kissen mit bunten Bezügen als Highlights im Wohnzimmer
- Materialmix aus Stein, Leinen, Chrom, Leder und Holz
- Hauptsächliche Farben Schwarz, Dunkelbraun, Petrol, Orange, Dunkelgrün
Die heutigen Formholzmöbel, die marktbestimmend sind, kamen ungefähr gegen 1950 auf und waren schon damals in einem klassisch-eleganten Stil gehalten. Waren die Möbel anfangs nur aus Buche oder Eiche gefertigt, rollte schon bald die Teakholz-Welle über das Land und bestimmte fortan auch die Möbelfertigung. Noch heute wird gern Teakholz verwendet, wobei sich dieses elegante Holz vor allem mit bunten Farben und schlichten Formen kombinieren lässt.
Tipp 1: Retrolook mit Industriedesign
Der Retrolook wirkt warm und heimelig, dennoch durch die Verwendung der grafischen Formen und bunten Farben teilweise recht abstrakt. Dieser Einrichtungsstil kann perfekt mit dem Industriedesign kombiniert werden, welches einem eher puristischen und kalten Stil folgt. Der Stilmix ergibt ein individuelles Wohngefühl, wobei es darauf ankommt, geschickt verschiedene Teile zu kombinieren. Wer zum Beispiel auf dunkle Holzmöbel setzt, kann Industrieleuchten als Lichtquelle im Raum einsetzen. Beispiele dafür finden sich unter anderem bei fabriklampe-online, dem Shop, der sich auf das Industriedesign spezialisiert hat.
Derartige Lampen und Leuchten harmonieren besonders gut, weil sie aus Stahl gefertigt werden – die Verwendung dieses Materials findet sich auch als typisches Merkmal im Retrostil wieder. Gleichzeitig stellt dies eine perfekte Materialkombination dar, denn während die Möbel vor allem aus Holz gefertigt sind und auf dieses natürliche Material bestehen, sind Lampen und teilweise Sitzmöbel aus anderen Materialien hergestellt worden. Materialmix trifft Stilmix trifft Farbmix – individueller lässt sich der Wohnraum kaum gestalten.
Tipp 2: Plastikmöbel als Klassiker
Kunststoffmöbeln haftet immer ein wenig das Vorurteil an, dass sie nur wenig hochwertig sein und mit Holzmöbeln niemals mithalten könnten. Das sehen Anhänger des Retrolooks aber ganz anders! Ein Beispiel dafür ist der „Plastic Side Chair“, der Ray und Charles Eames bekannt und berühmt gemacht hat. Dieser Stuhl gilt derzeit bei Anhängern des Retrostils als das angesagteste Möbelstück überhaupt.
Der Entwurf zu diesem Stuhl stammt schon aus den 1950er Jahren, ist damit also nicht unbedingt das, was jemand klassischerweise als modern bezeichnen würde. Das macht aber überhaupt nichts und so ziert der Stuhl jedes Wohnzimmer, welches im Retrolook gestaltet wurde. Seine minimalistische Form lässt sich zudem wunderbar zu allen Möbeln, die auf geschwungene Linien oder rustikale Stilmittel setzen, kombinieren. Ein Blickfang ist der Stuhl in jedem Fall!
Derartige Möbel aus Kunststoff kommen vor allem als Sitzmöbel daher, wobei es nur wenige Modelle zum angesagten Klassiker gebracht haben. Durch die Kombination mit Holzmöbeln und den stilechten Bezügen aus Stoff wirken derartige Stühle und Sessel nicht wie befürchtet minderwertig, sondern passen sich optisch hervorragend in die Wohnung bzw. das Zimmer im Retrostil ein. Ein Stuhl oder Sessel aus Kunststoff darf daher in keinem Raum fehlen, wenn dieser dem Retrolook folgen soll!
Tipp 3: Auf Re-Editionen setzen
In vielen Bereichen des täglichen Lebens sind Sondereditionen heiß begehrt, warum sollte das bei den Möbeln anders sein? Re-Editionen sind eine Möglichkeit, bestimmte Möbelstücke neu aufzulegen und sich damit einrichten zu können, ohne auf ein bestimmtes Jubiläum als Anlass für die Herausgabe von Sondereditionen zu warten. Mit der Re-Edition werden alte Entwürfe von Möbeln neu entdeckt und aufgelegt, was vor allem im Retrolook hervorragend funktioniert. Ob es nun alte Ventilatoren sind, Uhren oder ganze Möbelstücke – der alte Designentwurf wird immer so detailgetreu wie möglich abgezeichnet.
Die Möbel bieten immer noch den ursprünglichen Charme, obwohl sie mit allen Mitteln der Neuzeit produziert wurden. Farben und Materialien sind wie einst, das gesamte Lebensgefühl einer vergangenen Zeit spiegelt sich in den Editionen wieder. Ein Beispiel dafür sind die Nierentische, die im Retrolook so begehrt und überaus typisch sind. Diese kleinen Beistelltische mit den geschwungenen Beinen haben sich inzwischen wieder durchgesetzt und punkten bei den Anhängern des Retrostils mit Praxistauglichkeit, Funktionalität und einem echten Flair aus den 1960er Jahren.
Viele dieser Möbelstücke, die als Re-Editionen auf den Markt kommen, bieten interessante Details und Neuerungen, die es in der Art zwar früher noch nicht gab, die sich aber heute ausnehmend gut in jedem Wohnzimmer machen. Die außerdem dafür sorgen, dass das Wohnzimmer nicht wirkt, als wäre es ein Requisit aus einem alten Film, die aber dennoch den gewünschten Stil überdeutlich präsentieren.
Tipp 4: Weniger ist oft mehr
Wer kennt diesen Spruch nicht? Wobei er gerade in puncto Einrichtung einen hohen Wahrheitsgehalt aufweist, denn nur allzu häufig wird versucht, das frühere Wohngefühl mit allen Mitteln zu erreichen. Das kann aber nur schiefgehen, denn wer eine ganze Wohnung im Retrolook einrichtet, übertreibt es ganz einfach. Die Wohnung wirkt nicht mehr gemütlich oder stilvoll, sondern sie kommt eher einem Museum gleich.
Wichtig daher: Mischen Sie Alt und Neu und überfrachten Sie die Wohnung oder das Haus nicht mit zu vielen Möbeln aus einer Zeit. Ein moderner Teppich kann den Look der 60er Jahre Möbel deutlich auflockern, eine puristische Vase lässt den „geschwungenen Stil“ leichter werden. Retromöbel bekommen das perfekte Ambiente geboten, wenn sie mit dem bereits erwähnten Industriedesign kombiniert werden oder wenn die Wände im Betonstil gehalten werden. Mixen Sie gerade Formen mit geschwungenen Linien, geben Sie dem Raum einen coolen Anstrich, wenn er zu heimelig und kuschlig wirkt. Mischen Sie Altes und Neues, Eleganz und modernen Chic. So ergibt sich am Ende ein individueller Wohnlook, der Retrostil und Moderne miteinander verbindet, ohne zu „gewollt“ auszusehen.
Auch farblich gesehen sollten Sie es nicht übertreiben. Bringen Sie zum rustikalen Stil der Holzmöbel unbedingt bunte Farben an die Wände, auch wenn nicht alle Wände gleich gestaltet werden müssen. Farbige Akzente lassen sich auch hervorragend durch Kissen oder Teppiche zaubern, eine große Vase in knalliger Farbe bringt Leben in den Wohnraum, der in Naturfarben oder in einem kräftigen Flaschengrün gestaltet wurde. Faustregel: Gegensätze ziehen sich an und diese Faustregel sollten Sie in Bezug auf die Materialwahl ebenso berücksichtigen wie bei der Kombination aus verschiedenen Stilepochen sowie beim Integrieren der unterschiedlichen Farben in Ihrer Wohnung. Hier ein paar tolle Beispiele.
Tipp 5: Ersatzmöbel statt Originale
Ganz konsequente Anhänger des Retrolooks stöbern auf Flohmärkten nach den passenden Teilen, die ihre Sammlung komplettieren oder die Wohnung im gewünschten Stil erscheinen lassen. Allerdings sind die Möbel dort zum einen recht teuer, wenn es sich tatsächlich um gut erhaltene Originale handeln sollte. Zum anderen kann es sein, dass umfangreiche Restaurationsarbeiten nötig sind, wenn die Möbel zu einem guten Preis und im sichtbar gebrauchten Zustand verkauft werden.
Doch warum sollten Sie es sich so schwer machen? Moderne Möbeldesigner haben den Wunsch vieler Kunden nach Retromöbeln berücksichtigt und zahlreiche Möbelstücke auf den Markt gebracht, die sich perfekt in die Retro-Wohnlandschaft einfügen. Ein Beispiel dafür sind Kommoden aus dunklem Holz, die mit puristischen Beschlägen versehen sind und in den bekannten dunklen Brauntönen daherkommen. Sie weisen meist geschwungene Beine auf und passen sich damit optisch hervorragend in die Retro-Wohnung ein.
Auch Re-Editionen können die Lösung sein, bieten sie doch die Neuauflage alter Möbel zu einem günstigeren Preis. Hier kommen junge Designer mit ihren Entwürfen ins Spiel: Diese geben den alten Möbeln einen neuen Look, indem sie verschiedene Details aus der Moderne mit dem Stil der 1960er Jahre mischen. Das Stichwort lautet „Modern Retro“ und lässt die frühere Möbelära wieder aufleben.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Photographee.eu -#01: fneun-#02: Eviled -#03: Jodie Johnson -#04: Matyas Rehak