Die deutsche Olympiamannschaft heißt jetzt „Team Deutschland“. Das soll sympathisch wirken und die Identifikation stärken. Ist das nur ein Marketing-Gag oder steckt mehr dahinter?
Olympiamannschaft: Warum die Namensänderung?
Das neu gegründete Team Deutschland soll weit mehr sein als die frühere Olympiamannschaft. So firmiert die gesamte Kommunikation rund um die Sportler unter der Bezeichnung „Team Deutschland“. Wichtiger Unterschied: Das gilt im Gegensatz zur alten Olympiamannschaft auch in Jahren zwischen den Spielen. Denn jeder Athlet arbeitet täglich für diesen Traum: Einmal im Leben an Olympia teilnehmen und magische Momente erleben.
Video: ADRENALIN (Team Deutschland Olympia-Hymne 2018)
Ändert sich etwas mit neuer Verpackung?
Dennoch muss die Frage erlaubt sein: Verändert sich wirklich etwas mit neuem Namen und Logo? Die Sportarten ändern sich schließlich im Vergleich zur früheren Olympiamannschaft nicht und auch die Leistungsanforderungen für eine Gold- Silber- oder Bronzemedaille bleiben hoch. Es scheint also viel Psychologie im Spiel zu sein: Ein frisches Logo, ein neuer Name und ein hübscher Internetauftritt. Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge und ein starker Zusammenhalt im Team setzt positive Energie frei.
Eine andere Frage ist, ob die Kommunikation im Team Deutschland optimiert wird. Gibt es also bestimmte Ansprechpartner für alle möglichen Fragen von der Finanzierung wie der Organisation seiner Sportart. Oder wie berücksichtigt das Team Deutschland die unterschiedlichen Bedürfnisse von Mannschafts- und Einzelteilnehmern. Fühlen sich Sportler auch in Randsportarten gut aufgehoben und perfekt betreut. Erfüllt diese neu gegründete Olympiamannschaft solche Kriterien, kann man sicher von einem Erfolg sprechen.
Olympiamannschaft: Sportler befürworten Namensänderung mit großer Mehrheit
Immerhin: Athleten waren in den Prozess involviert, seit März 2016 liefen entsprechende Aktivitäten. Das bedeutet: Ein intensiver Dialog mit Sommer- und Wintersportlern, sowohl in den Mannschaften wie auch bei Einzelsportlern. Befragt wurden erfahrene Olympiateilnehmer und Nachwuchskräfte. Dazu wurden Meinungen in den sozialen Netzwerken beachtet.
Im Herbst 2016 schließlich wurden etwa 500 Olympiateilnehmer von Sotschi und Rio direkt zu ihrer Meinung befragt. 160 antworteten, davon gaben laut „Team Deutschland“ 93 Prozent an, sich mit der Neuausrichtung der Olympiamannschaft stark oder sehr stark (hier waren es 75 %) zu identifizieren. Auch das Logo ist auf dieser Grundlage entstanden. Es soll eingängig sein und zwischen den Turnieren das Symbol Olympia in Deutschland repräsentieren.
Fairplay als Ziel der Olympiateilnehmer
Es gibt auch einen pädagogischen Hintergrund: Teilnehmer sollen den olympischen Gedanken aufnehmen. Fair Play ist Trumpf und saubere Spiele sind erwünscht, ohne Doping und ähnliche illegale Substanzen. Auch dafür soll das neue Team Deutschland stehen. Ebenso Wunsch: Nicht die Funktionäre, sondern die Sportler sollen in den Vordergrund gerückt werden.
Dazu Lisa Zimmermann, Ski-Freestyle-Weltmeisterin laut Team Deutschland-Pressemitteilung: „Team Deutschland stellt die Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt, es verbindet und motiviert zugleich, das große Ziel Olympische Spiele zu erreichen. Das wäre eine Riesensache, wenn ich mit dem neuen Logo auf der Bekleidung in PyeongChang bei der Eröffnungsfeier ins Stadion laufen könnte.“ Felix Loch, 3 mal Rodel-Olympiasieger formuliert es so: „Ich finde es super, dass wir durch Team Deutschland stärkere Sichtbarkeit nach außen bekommen. Ich bin stolz, Teil dieser super Truppe zu sein.“
Alfons Hörmann (Präsident Deutscher Olympischer Sportbund) über die Ziele der Marke „Team Deutschland“:
- Sportler als Sympathieträger präsentieren
- Vorbilder für sportliche und gesellschaftliche Werte
- stärkere Bekanntheit in der deutschen Öffentlichkeit
- Breiten- wie Spitzensport sollen langfristig profitieren
Olympiamannschaft und Team Deutschland als Partner der Paralympics
Wer für diese Werte eintritt, darf den Behindertensport nicht vergessen. Sportler mit Handicap sind genauso Teil des Projektes. Folglich sollen die Behindertensportler unter dem gleichen organisatorischen Dach auftreten. In Fragen der Kommunikation und des öffentlichen Auftritts. Durch diese Teilhabe am gemeinsamen Team möchte der deutsche Sport die Gleichbehandlung von olympischen und paralympischen Teilnehmern erreichen.
Team Deutschland ein Erfolg? Medaillenspiegel auch wichtig
Die alte Olympiamannschaft war gestern. Aber entwickelt sich das neue Team Deutschland zu einer Erfolgsstory? Das Fundament ist gelegt: Neuer Name, neues Logo und die Stimmung scheint positiv. Und siehe da: Bei den olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang holte Deutschland den zweiten Platz, knapp hinter Norwegen. Bei den letzten Spielen in Sotchi langte es nur zu Platz 6. Während damals nur 19 Medaillen gewonnen wurden, erhöhte sich deren Zahl nunmehr auf 31. Ein schöner Erfolg für das neue „Team Deutschland“. Vielleicht ist das Markenkonzept aufgegangen und hat die Sportler zu Höchstleistungen animiert.
Olympiamannschaft und Team D: Vorbereitung auf Olympia 2020 in Tokio
Der große Wunsch: Das positive Resultat von Pyeongchang mitnehmen für die nächsten Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio. Leistungssportler bereiten sich schon jetzt auf die Wettkämpfe vor. Natürlich immer unter der Marke „Team Deutschland“. Denn während die alte Olympiamannschaft nur zu den Spielen zu einer Einheit zusammenfand, soll es sich jetzt anders verhalten. Jeder Sportler mit Aussicht auf eine Olympiateilnahme ist schon heute im Team Deutschland. Deshalb die Frage: Was unternimmt Team Deutschland bereits jetzt im Jahr 2018, um die Tokio-Spiele erfolgreich zu beenden?
Eine perfekte Vorbereitung auf die Spiele 2020
Klar ist: Jeder Sportler muss selbst seine Leistung erbringen. Der Hunger auf eine Medaille muss da sein. Team Deutschland kann aber die möglichen Olympiahelden unterstützen. In Fragen der Planung und Organisation und zum Teil auch in der Finanzierung. Letzteres erfolgt meist über die deutsche Sporthilfe. Diese hat laut eigenen Aussagen bei den letzten Winterspielen immerhin 97 Prozent der deutschen Teilnehmer irgendwann im Verlauf ihrer Karriere unterstützt. Die Bundeswehr ist ein weiterer wichtiger Brötchengeber für Erfolg bei Olympia, viele Teilnehmer nutzen über die Armee Fördermöglichkeiten.
Jede Maßnahme ist wichtig, um den tollen Erfolg der letzten Spiele zu wiederholen. Team Deutschland als Marke scheint also zu funktionieren, kann aber niemals der alleinige Grund für Erfolge und Medaillen bei Olympischen Spielen sein. Denn neue Marketingmaßnahmen sind immer nur ein Teil des Erfolgskonzeptes. Im Idealfall verbessern sie die Rahmenbedingungen für die einzelnen Sportler, erklären aber nie den gesamten Erfolg.
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