Neuschwabenland: Der Mythos um Hitlers Festung im ewigen Eis

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Noch heut ranken die Mythen um Neuschwabenland der angeblichen Nazi-Festung in der Antarktis. Auf Geheiß Adolf Hitlers startete von dort ein deutsches Forschungsschiff in Richtung Südpol. .

Neuschwabenland: Realität und Fantasie ergibt Mythos

Neuschwabenland ist keinesfalls ein Teil Schwabens, der historischen Landschaft im Südwesten Deutschlands, die zwischen Bodensee, Lech und Schwarzwald liegt. Neuschwabenland liegt in der Antarktis direkt an der Küste in Ostantarktika. Namensgebend war das deutsche Expeditionsschiff Schwabenland, das 1938 vom Nazi-Regime entsendet wurde.

Das Ziel der Expedition lag zeitweise im Dunkeln der Geschichte. Der Mythos besagte, dass Adolf Hitler im ewigen Eis, weitab vom Weltgeschehen, eine uneinnehmbare Nazi-Festung errichten lassen wollte. Diese Geschichte klingt zunächst völlig abwegig, enthält aber einen wahren Kern.

Neuschwabenland: geografische Einordnung

Die Küstenregion Neuschwabenland liegt in Ostantarktika und erstreckt sich über eine Fläche von 600.000 Quadratkilometer. Die Region bildet den Westteil des „Queen Maud Land“, das von Norwegen beansprucht wurde. Norwegens Anspruch auf diesen Teil der Antarktis ruht seit der Unterzeichnung des Antarktisvertrags.

Für die Regionen südlich einer Breite von 60 Grad werden gemäß des Antarktisvertrags keinerlei territoriale Ansprüche von Ländern anerkannt. Der Vertrag trat 1961 in Kraft und ist bedeutend, weil zwölf Länder (sowohl West- als auch Ostmächte) sich darauf einigten, dieses Territorium friedlich und gemeinsam zu nutzen und somit auf Ansprüche zu verzichten.

Unterzeichner des Antarktisvertrags sind:

  • Argentinien
  • Australien
  • Chile
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Neuseeland
  • Norwegen
  • ehemalige Sowjetunion
  • Südafrikanische Union
  • USA

Neuschwabenland gliedert sich in verschiedene geografische Bereiche:

  • eisbedecktes Vorland von der Küste bis zur Schelfeiskante auf eintausend Meter Höhe
  • Nunataks (über Gletscher hinausragende Felsen) und Bergketten bis zu 3.000 Meter Höhe
  • Polarplateau (von Bergketten auf 2.000 Meter aufgestaut)

Video: Ufos – Mythos Neuschwabenland – Das letzte Geheimnis des 3.Reiches – Doku german

Die Expedition des Forschungsschiffs Schwabenland

Im Jahr 1938, ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wurde das deutsche Forschungsschiff Schwabenland auf die Reise geschickt, um eine Expedition ins ewige Eis zu unternehmen. Der Mythos besagt, dass das NS-Regime den Auftrag erteilte, in der Küstenregion der Antarktis eine Festung für hochrangige NS-Schergen zu errichten.

Die Geschichte klingt unglaublich und wird von einer weiteren Verschwörungstheorie sogar noch übertroffen. Angeblich hätten U-Boote im Rahmen eines geheimen Konvois nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nur zahlreiche Nazi-Befehlshaber, sondern auch Adolf Hitler und Eva Braun zu dieser Festung gebracht.

Der Privatsekretär Hitlers, Martin Bornemann, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs als vermisst galt, sollte ebenfalls seitdem zu den Bewohnern der Eis-Festung zählen.

Welcher Wahrheitsgehalt steckt in der Verschwörungstheorie?

Die Verschwörungstheorie um die Nazi-Festung im ewigen Eis gehört zu den Theorien, die auch heute noch heftig diskutiert werden. Tatsächlich ist der Mythos nicht völlig realitätsfern, sondern beinhaltet einige historische Fakten, die allerdings verzerrt wurden.

Der an sich relativ unspektakulären Geschichte wurde dadurch ein geheimnisvoller, beängstigender Beigeschmack verliehen, der die Fantasie der Menschen auch Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs anregt.

Noch heut ranken die Mythen um Neuschwabenland der angeblichen Nazi-Festung in der Antarktis. Auf Geheiß Adolf Hitlers startete von dort ein deutsches Forschungsschiff in Richtung Südpol

Noch heut ranken die Mythen um Neuschwabenland der angeblichen Nazi-Festung in der Antarktis. Auf Geheiß Adolf Hitlers startete von dort ein deutsches Forschungsschiff in Richtung Südpol (#02)

Worauf basiert der Mythos über das Gebiet Neuschwabenland?

Dass das deutsche Forschungsschiff Schwabenland in den Jahren 1938 und 1939 eine Expedition zur Antarktis unternommen hat, ist eine Tatsache. Zur Legende wurde die Geschichte endgültig nach dem zweiten Weltkrieg. Im Spätsommer 1945 legten zwei deutsche U-Boote im Hafen Mar del Plata in Argentinien an.

Die beiden Kapitäne Oberstleutnant Heinz Schaeffer und Oberstleutnant Otto Wermuth wurden mit der gesamten Besatzung festgenommen und Verhören unterzogen.

Es dauerte nicht lange, bis die Presse davon erfuhr und das war der Beginn der Legendenbildung. Die absurde Theorie, dass sich Adolf Hitler mit seinem Gefolge in den U-Booten nach Deutschlands Kapitulation vor dem Zugriff der Alliierten in Sicherheit gebracht hätte, hielt sich hartnäckig. Die beiden U-Boote hätten die Nazis zu der besagten Festung nach Neuschwabenland in die Antarktis transportiert.

Diese Verschwörungstheorie wurde von der Weltpresse begeistert aufgenommen und wurde Thema vieler Bücher. Es war jedoch nicht so, dass sich nur sensationshungrige Journalisten für das Thema „Nazi-Festung“ interessierten. Auch seriöse Wissenschaftler versuchten weltweit, die Hintergründe der Legende zu erforschen.

Noch im Jahr 2007 wurde im renommierten britischen Wissenschaftsmagazin „Polar Record“, das in Cambridge veröffentlicht wird, ein 21-seitiger Aufsatz publiziert, der den Titel trägt: „Hitler’s Antarctic base: the myth and the reality“. Autor ist der Meeresforscher Colin Summerhayes, der die Mythen akribisch widerlegte.

Video: Neuschwabenland: Was ihr laut Dr. Axel Stoll wissen müsst | VERSCHWÖRUNG AKTUELL | WALULIS

Welches Ziel hatte die Schiffsexpedition ins Polarmeer?

Die Expeditionsfahrt ist eine historische Tatsache. Die Beweggründe, die zum Start der Expedition in die bis dahin unerschlossene Region führten, waren allerdings wirtschaftlicher Natur. Das NS-Regime plante damit, die sogenannte „Fettlücke“ zu schließen, also die Abhängigkeit des Deutschen Reichs von Importen zu verringern.

Deutschland musste in großem Umfang sowohl Nahrungsfette als auch technische Fette importieren. Ziel der Expedition in Richtung Antarktis war deshalb der Ausbau der eigenen Walfangflotte.

Die Expedition sollte Informationen über die Topografie der Region sammeln, um die Walfangflotte zu unterstützen und einen Stützpunkt zu errichten. Weitere Aufgaben der Expedition bestanden darin, wissenschaftliche Erkenntnisse in den Bereichen Erdmagnetik, Ozeanologie, Biologie und Meteorologie zu sammeln. Vermessungsausflüge ins Hinterland der Küstenregion waren ebenfalls geplant, um neue Erkenntnisse über die Antarktis zu gewinnen.

Es gelang tatsächlich, auf mehreren Vermessungsflügen bis dahin unbekannte Gebirgsregionen zu erkunden. In diesem Zusammenhang wurden 350.000 Quadratkilometer photogrammetrisch vermessen. Die Expeditionsleitung gab dieser Region den Namen „Neuschwabenland“. Von den ungefähr 11.000 Schrägluftbildern haben nur rund 600 den Krieg überstanden und wurden erst 1982 wiederentdeckt.

Mythenbildung nach dem Zweiten Weltkrieg

Als im Spätsommer des Jahres 1945, wenige Monate nach der deutschen Kapitulation, die beiden U-Boote im argentinischen Hafen des Seebads Mar del Plata den Behörden übergeben wurden, erhielt die Legende von der Nazi-Festung in der Antarktis neue Nahrung.

Die Welt malte sich aus, wie es Hitler samt Gefolge gelungen sei, in ein sicheres Refugium im ewigen Eis zu fliehen. Darüber hinaus wurden Ängste geschürt, dass die Nazis von der Eis-Festung aus eine Übernahme der Weltherrschaft planten

Video: Operation Highjump – Die RealMystery UFO Akten#10

„Operation Highjump“, Außerirdische und Atombomben

Außerdem wurde eine gedankliche Verbindung hergestellt zur ebenfalls mysteriösen US-Militäroperation „Highjump“, die in den Jahren 1946/47 stattgefunden hatte. Die Verschwörungstheorien wurden im Laufe der Zeit immer weiter ausgeschmückt und führten dazu, dass viele Menschen hartnäckig daran glaubten, dass es in der Antarktis eine Nazi-Festung gibt oder zumindest einmal gab.

Die Fantasie der Journalisten und Verschwörungstheoretiker befeuerte immer neue Gerüchte. So wurde vermutet, dass an den Polkappen Eingänge ins Erdinnere zu finden seien. Sogar Landeplätze von Nazi-Ufos, die als „Reichsflugscheiben“ bezeichnet wurden, seien in Neuschwabenland stationiert.

Selbstverständlich hatte das „Weltraumprogramm“ der Nazis ein Ziel: Man habe Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen wollen, die dem Regime freundlich gesonnen waren und vom Stern Aldebaran stammten.

Die drei Atombomben, die die USA in der Region zündeten, waren laut Meinung der Verfechter der Nazi-Festungs-Theorie ein weiterer Beweis für deren Korrektheit.

Die drei Atombomben, die die USA in der Region zündeten, waren laut Meinung der Verfechter der Nazi-Festungs-Theorie ein weiterer Beweis für deren Korrektheit. (#01)

„Operation Highjump“ überzeugte Skeptiker

Die „Operation Highjump“ von Dezember 1946 bis zum Januar 1947 überzeugte schließlich viele Kritiker der Nazi-Festungs-Theorie und sorgte dafür, dass die Mythen teilweise als reale Tatsachen präsentiert wurden. „Highjump“ war ein Militär-Manöver von gigantischen Ausmaßen:

  • 33 Flugzeuge
  • 13 Schiffe
  • 4.700 Soldaten

Offiziell wurde die Operation zu Forschungszwecken durchgeführt. Das hielt die Anhänger der Nazi-Festungs-Theorie nicht davon ab zu behaupten, dass es den Amerikanern tatsächlich darum ging, Hitlers Eisfestung einzunehmen. Eine zuvor von den Briten durchgeführte Offensive (Deckname „Tabarin“) sei gescheitert und deshalb hätte nun das US-Militär die Aufgabe übernommen, die NS-Kriegsverbrecher zu stellen.

1958: Atombomben der USA

Die drei Atombomben, die die USA in der Region zündeten, waren laut Meinung der Verfechter der Nazi-Festungs-Theorie ein weiterer Beweis für deren Korrektheit. Es gäbe nur einen Grund für die US-Militärs, Atombomben abzuwerfen und zwar die endgültige Vernichtung des deutschen Widerstands, der angeblich noch immer hartnäckig im ewigen Eis auf ein erneutes Erstarken wartete. Nicht wenige Menschen glaubten daran, dass Hitler mit seinen Getreuen überlebt hatte und endlich vernichtet werden sollte.

Welcher Teil der Legenden hält dem Realitätscheck stand?

Die Mythen um das Gebiet Neuschwabenland enthalten jeweils einen wahren Kern, der in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bei Verschwörungstheoretikern zu wilden Spekulationen führte.

Video: Mythos Neuschwabenland – Das letzte Geheimnis des 3.Reiches (Deutsch).avi

Die Forschungsfahrt der Schwabenland

Tatsächlich begab sich das Forschungsschiff 1938 auf Expedition in die Antarktis. Es gilt ebenfalls als gesichert, dass nicht nur wissenschaftliche Ziele zu den Aufgaben dieser Expedition zählten. Die Errichtung einer deutschen Basis in der Antarktis war eine weitere Intention, diese sollte nicht militärischen Zwecken dienen, sondern tatsächlich die deutsche Walfangflotte unterstützen. Der Wal-Tran wurde jedoch zum Teil für die Herstellung von Nitroglycerin benötigt und damit zur Herstellung von Sprengstoff, also für kriegerische Zwecke.

Hitler ließ deshalb 50 Schiffe auf Jagd nach den Walen und dem begehrten Tran in See stechen. Da England damals weite Teile des atlantischen Ozeans beherrschte und damit auch den Walfang in diesen Gebieten dominierte, wichen die deutschen Schiffe in die abgelegenen Gewässer der antarktischen Küstenregion aus.

Die „Operation Highjump“

Auch im Hinblick auf die „Operation Highjump“ gibt es einen wahren Kern. Richard Byrd, der das Manöver leitete, warnte vor einer Invasion durch feindliche Flugzeuge, die aus der Polarregion gestartet würde. Damit meinte er sowjetische Flugzeuge. Anhänger der Verschwörungstheorie deuteten seinen Äußerungen jedoch anders und sprachen von Nazi-Ufos. Letztlich herrscht mittlerweile Einigkeit darüber, dass die „Operation Highjump“ der Kartographierung der Antarktis und somit wissenschaftlichen Zwecken diente.

Die US-Atombomben-Abwürfe im Jahr 1958

Das US-Militär warf tatsächlich drei Atombomben im Polarmeer, allerdings in einer Entfernung von eintausend Kilometer zur Region Neuschwabenland, ab. Die „Operation Argus“ wurde lange Zeit geheim gehalten. Das führte zur Bildung von Verschwörungstheorien. Noch in den 1980er Jahren steigerten Zeitungen mit der Schlagzeile „Hitler lebt“ ihre Auflagen.

Stellungnahme der Bundesregierung

Da die Mythen um Neuschwabenland bis in die jüngste Vergangenheit nicht verstummt sind, bezog das Außenministerium Deutschlands auf eine Anfrage des Autors Heinz Schön Stellung. 2004 wurde klargestellt, dass das Deutsche Reich keinerlei Gebietsansprüche auf Gebiete in der Antarktis erhoben hätte.

Der Kapitän der Schwabenland Alfred Ritscher wurde nach Kriegsende Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung und erhielt 1959 das Große Bundesverdienstkreuz.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild:  Nadezda Murmakova-#01: Romolo Tavani -#02:Simone Andrioletti

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