Mehr Menschlichkeit im Gesundheitssystem: Tipps von einem Intensivmediziner

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Thomas Bein, ein angesehener Intensivmediziner und erfahrener Experte auf dem Gebiet der Intensivmedizin, musste nach vielen Jahren als Retter anderer Menschen plötzlich die Rolle des Patienten einnehmen. Die Diagnose Knochenmarkkrebs stellte sein Leben auf den Kopf und zwang ihn dazu, sich mit den Schwächen und Herausforderungen unseres Gesundheitssystems auseinanderzusetzen. Heute engagiert er sich aktiv für eine menschlichere Medizin und teilt wertvolle Ratschläge für Patienten, um ihre Behandlung und Betreuung zu verbessern.

Krankheitsdiagnose: Intensivmediziner sieht Defizite im Gesundheitssystem

Nachdem der Intensivmediziner Thomas Bein selbst mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, erlangte er ein umfassendes Verständnis für die zentrale Bedeutung des Gesundheitswesens für eine funktionierende Gesellschaft. Als er als Patient in dem Krankenhaus, in dem er früher die Intensivstation leitete, behandelt wurde, wurden ihm die Probleme des Systems deutlich bewusst.

Bei einer routinemäßigen Untersuchung beim Betriebsarzt wurde bei Thomas Bein ein Zufallsbefund gemacht, der eine schwerwiegende Krankheit offenbarte. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) erzählte er, dass sein kleines Blutbild „völlig außer Kontrolle“ gewesen sei. Durch diese unerwartete Diagnose konnte er frühzeitig die notwendige Behandlung beginnen und somit den Verlauf seiner Krankheit beeinflussen.

Als Thomas Bein die Diagnose Knochenmarkkrebs erhielt, befand er sich plötzlich auf der anderen Seite des Krankenhauslebens. Vier Wochen lang lag er auf der Knochenmarkstation und kämpfte mit den schweren Auswirkungen seiner Krankheit. Dieser Seitenwechsel vom rettenden Arzt zum hilflosen Patienten war für ihn eine existenzielle Erfahrung, die ihm die Schwachstellen des Gesundheitssystems vor Augen führte.

In einer selbstkritischen Betrachtung stellt Thomas Bein fest, dass die Realität als Patient völlig anders ist als das Bild, das Ärzte oft von ihrer Kommunikation und dem Aufbau von Vertrauen haben. Ärzte denken oft, dass sie gut mit ihren Patienten umgehen, ihre Sprache klar ist und sie Vertrauen aufbauen. Doch erst als er selbst zum Patienten wurde, erkannte Bein die Bedeutung von Empathie und Aufmerksamkeit seitens der Ärzte.

In der Rolle des Patienten ist man stark darauf angewiesen, dass der behandelnde Arzt oder die Ärztin empathisch und aufmerksam ist. Nur durch diese Eigenschaften kann eine gute Beziehung aufgebaut werden, die für den Heilungsprozess von großer Bedeutung ist.

Die Erfahrungen von Thomas Bein haben ihn dazu gebracht, über die Verbindung von Hochleistungsmedizin und Menschlichkeit nachzudenken. Bereits vor seiner eigenen Erkrankung hat er festgestellt, dass es in unserer Zeit nicht mehr zeitgemäß ist, dass Ärzte immer kontrolliert und emotionslos sein müssen.

Der Umgang mit Patienten, die an lebensbedrohlichen Krankheiten leiden, ist für Thomas Bein von großer Bedeutung. Er legt Wert auf Menschlichkeit, Schmerzlinderung und eine gute Betreuung der Angehörigen. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie wichtig es ist, den Patienten in schwierigen Zeiten beizustehen und ihnen aktive Unterstützung zu bieten. Bein empfiehlt Ärzten, sich Zeit für ihre Patienten zu nehmen und ihnen aufmerksam zuzuhören.

Dank der Fortschritte in der modernen Medizin ist Krebs heutzutage kein Todesurteil mehr. Trotzdem fühlen sich viele Patienten während ihrer Behandlung oft überfordert und nicht ausreichend unterstützt. Thomas Bein ist der Meinung, dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten aufbringen sollten, um ihnen die komplexen medizinischen Zusammenhänge und Therapien verständlich zu erklären. Nur so können Ängste abgebaut und das Vertrauen der Patienten gestärkt werden. Eine einfühlsame und patientenzentrierte Kommunikation ist hierbei unerlässlich.

Gemäß einer Studie aus dem Jahr 2017 beträgt die durchschnittliche Konsultationszeit eines deutschen Hausarztes nur etwa siebeneinhalb Minuten pro Patient. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit im Mittelfeld, vergleichbar mit Bahrain oder Simbabwe. Professor Bein empfiehlt Medizinern, einfühlsam und zugewandt zu sein, um das Vertrauen der Patienten zu stärken.

Thomas Bein empfiehlt den Patienten, über ihre Gefühle zu sprechen, da dies einen positiven Effekt auf die Ärzte haben kann. Er ist davon überzeugt, dass dies zu einer besseren Kommunikation und Verständnis führen kann.

Gegenwärtig durchläuft Thomas Bein eine fortlaufende Therapie aufgrund einer unheilbaren Krankheit. Dieser Prozess hat sich über mehrere Jahre erstreckt, dennoch hat Bein es geschafft, sich mit seiner Situation zu arrangieren. Es ist bewundernswert, dass der ehemalige Intensivmediziner trotz allem die Freude am Leben bewahrt hat und weiterhin positiv eingestellt ist.

Nachdem er eine lange Zeit auf der Knochenmarkstation verbracht hatte, wollte Thomas Bein nach seiner Genesung etwas Positives in seinem Leben umsetzen. Er entschied sich für einen Imkerkurs, den er erfolgreich abschloss und damit den Titel „Jung-Imker“ erlangte. Die Imkerei wurde zu seiner neuen Leidenschaft, da sie ihm die Möglichkeit bietet, die Natur intensiv zu erleben und dabei etwas Schönes zu schaffen. Durch seine Arbeit als Imker findet er Freude und Erfüllung.

Thomas Bein, ein ehemaliger Intensivmediziner und heutiger Patient, ist ein Verfechter von mehr Menschlichkeit im Gesundheitswesen. Besonders betroffen macht ihn der Umgang mit Patienten, die an lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs leiden. Obwohl die moderne Medizin große Fortschritte gemacht hat, fühlen sich viele Patienten oft nicht ausreichend betreut und informiert. Bein fordert, dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten aufbringen und ihnen eine verständliche Erklärung ihrer Erkrankung sowie eine einfühlsame Begleitung bieten.

In der heutigen medizinischen Landschaft, die von Komplexität und Hektik geprägt ist, ist es von großer Bedeutung, dass Ärzte sich ausreichend Zeit nehmen, um ihren Patienten komplexe medizinische Zusammenhänge und Therapien verständlich zu erklären. Gleichzeitig sollten auch die Patienten den Mut haben, über ihre Gefühle und Ängste offen zu sprechen, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Das Beispiel von Thomas Bein zeigt, dass trotz einer schweren Erkrankung die Freude am Leben erhalten bleiben kann, wenn man sich aktiv mit der eigenen Situation auseinandersetzt und eine gute Kommunikation mit den behandelnden Ärzten pflegt.

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