Viele Jahren waren die Rohstoffpreise förmlich im Keller. Grund dafür war ein Überangebot vieler Rohstoffe, wodurch der Preis an der Börse stark gefallen ist. Doch nun scheint es eine Trendwende zu geben. Wir haben die Erklärung: Darum steigen und fallen die Rohstoffpreise am Markt.
Rohstoffpreise: Gründe für die Auf- und Abwärtsbewegung am Markt
Um die Gründe für das Steigen und Fallen der Rohstoffpreise am Markt zu verstehen, muss man zunächst wissen, wie sich die Preise zusammensetzen. Die Rohstoffpreise werden in einem speziellen Index zusammengefasst, der von dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) berechnet wird.
Die Entwicklung: Zu Beginn des Jahres 2016 hat das HWWI den niedrigsten Stand der Rohstoffpreise innerhalb der letzten zwölf Jahre ermittelt. Ein Hauptgrund dafür ist wohl der niedrige Ölpreis, immer gemessen an einem Barrel der Sorte Brent, der sich aufgrund seines überproportionalen Gewichts in der Verteilung der Rohstoffpreise, immens auf das Steigen oder Fallen der Rohstoffpreise am Markt auswirkt. Der Preis von Roh-Öl wird mit dem West Texas Intermediate (WTI) angegeben. WTI gilt dabei als eine Art Benchmark-Wert für den Ölpreis. Der WTI war in den letzten Jahren im Fallen begriffen, gegen Ende des Jahres 2016 setzte jedoch ein Aufwärtstrend ein.
Aber auch insgesamt war ein sehr negativer Trend in Bezug auf die Rohstoffpreise zu verzeichnen, denn auch die Preise für Agrarrohstoffe wie Kaffee oder Zucker oder Industrierohstoffe, wie Silber, Gold, Platin, Kupfer oder Palladium, haben in den letzten Jahren immer mehr im Preis nachgegeben.
Doch im Laufe des Jahres 2016 zeigte sich eine Umkehr des negativen Trends: Die Rohstoffpreise stiegen immer mehr und das in einem Maße, das selbst die professionellen Anleger überraschte. Natürlich gibt es für jeden Rohstoff einen eigenen Markt, der ganz eigenen Entwicklungen unterliegt und durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. In den letzten Jahren zeigte sich aber eine Tendenz durch alle Rohstoffmärkte hindurch – und zwar für Industrierohstoffe ebenso wie für Agrarrohstoffe: Ein zunehmender Investitionsrückgang und gleichzeitiges Überangebot von Rohstoffen aller Art ließ die Preise in den Keller sinken – und das über viele Jahre hinweg. Doch eine immer stärker wachsende Weltwirtschaft ist auf Rohstoffe angewiesen.
Rohstoffpreise: Gründe für das Steigen der Rohstoffpreise am Markt
Die großen Industrienationen benötigen viele Rohstoffe, um ihre Güter und Waren produzieren zu können. Doch was zählt überhaupt zu den Rohstoffen? Im Einzelnen handelt es sich dabei um folgende Stoffe:
- Aluminium: Aluminum spielt eine große Rolle in der Autobranche, wird darüber hinaus aber auch von Flugzeugherstellern und in anderen Bereichen benötigt.
- Kupfer: Kupfer gehört neben Eisenerz zu dem wichtigsten Metall für die Industrie. Kupfer ist sogar so wichtig, dass seine Preisentwicklung und Nachfrage zu einem wichtigen Indikator für die Wirtschaft geworden ist: Steigt der Rohstoffpreis für Kupfer, geht man davon aus, dass auch die Wirtschaft wachsen wird.
- Eisenerz und Nickel: Diese beiden Rohstoffe werden für die Stahlherstellung benötigt und sind in dieser Funktion ebenfalls für die Industrie von großer Bedeutung.
- Blei, Zink und Zinn sind Rohstoffe, die in unterschiedlichen Bereichen im produzierenden Gewerbe eingesetzt werden.
- Silber, Gold, Palladium: Auch diese Stoffe zählen zu den Rohstoffen, die häufig in der industriellen Fertigung benutzt werden. Aufgrund ihres hohen Eigenwertes, nehmen sie jedoch eine Sonderstellung ein. Silber und Gold als Edelmetalle, werden nicht nur als Rohstoffe an den Börsen gehandelt. Ihr Preis, besonders der Preis von Gold und erst recht der Preis von Palladium, ist so hoch, dass damit auch in Aktien spekuliert wird. Wer sich keine physische Unze, oder eine andere Form von Silber, Gold oder Palladium kaufen möchte, kann mit Aktien an der Preissteigerung (Achtung: Auch ein Preisverfall ist möglich) teilnehmen.
Die Rohstoffpreise für alle übrigen genannten Stoffe waren in den letzten Jahren sehr günstig und viele Hersteller und sogar ganze Industrienationen sind davon ausgegangen, dass sich dieser Trend noch lange fortsetzt. Der starke und kontinuierliche Anstieg der Rohstoffpreise am Markt kam daher für viel Unternehmen sehr überraschend. Nicht zuletzt auf aufgrund eines sehr langen Entwicklungszyklus, der den Rohstoffpreisen zugrunde liegt.
Viele Analysten und Börsenbeobachter sind nämlich davon ausgegangen, dass der bereits länger anhaltende Negativtrend einer ebenso langanhaltenden Aufwärtsbewegung entsprechen würde, dass also die Rohstoffpreise nur sehr langsam ansteigen würden. Im vergangenen Jahr zeigte sich jedoch eine relativ schnelle Aufwärtsbewegung und daher Verteuerung der Rohstoffe. Ein Grund liegt in dem langen Verzicht auf Investitionen.
Rohstoffpreise: Darum steigen und fallen die Preise am Markt: Investitionen
Während viele Inventionen über Jahre hinweg ein Grund dafür waren, dass die Rohstoffpreise für nahezu alle Rohstoffe für lange Zeit am Markt sehr günstig waren, führte ein Verzicht auf Inventionen zu genau der gegenteiligen Bewegung. Der Verzicht hat gleich mehrere Gründe: Große Inventionen führten dazu, dass die Preise am Markt gesunken sind, da die Rohstoffe besser und effizienter gewonnen werden konnten. Wenn die Rohstoffpreise sinken, verdienen die Förderländer jedoch weniger an den Rohstoffen. Das ist sicherlich kein Anreiz, weitere Inventionen voranzutreiben, wenn das Ergebnis eine kleinere Gewinnmarge ist. Aus der kleineren Gewinnmarge folgt außerdem, dass weniger Kapital zur Verfügung steht, das man wiederum re-investieren könnte. Ein weiterer Grund für fehlende Innovationen und Investitionen.
Hier setzt auch ein weiterer Grund für die aktuell schnelle Aufwärtsbewegung der Rohstoffpreise am Markt an: Fehlende Gelder für Inventionen bedeuten auch, dass weniger Kapital für die Erschließung neuer Vorkommen von Rohstoffen gegeben ist. Da die bereits bestehenden Vorkommen in den letzten Jahren stark dezimiert wurden und man gleichzeitig an notwenigen Inventionen sparte, müsste man nun – bei einem knapper werdenden Angebot – auf neue oder andere Vorkommen der Rohstoffe zurückgreifen. Auch das kann aber nicht geschehen.
Diese Entwicklungen zusammen betrachtet führen dazu, dass die Rohstoffpreise am Markt stark ansteigen. Grundsätzlich lässt sich das auf die einfache Formel von Angebot und Nachfrage bringen: Die Rohstoffe werden in der gleichen Höhe oder sogar stärker nachgefragt, das Angebot bleibt aber auf dem gleichen Level oder wird sogar weniger. Das Resultat aus steigender Nachfrage und kleinerem Angebot: Die Rohstoffpreise steigen.
Rohstoffpreise: Steigen oder Fallen die Rohstoffpreise am Markt im Jahr 2017?
Mit einer Vorhersage, wie sich die Preise für Rohstoffe im Jahr 2017 entwickeln könnten, sind viele Analysten und Börsenbeobachter vorsichtig. Es scheint jedoch gut möglich zu sein, dass sich die Rohstoffpreise im aktuellen Jahr weiter nach oben bewegen, allerdings langsamer als das 2016 der Fall war. Da die Rohstoffe wie Öl (Brent) und vor allem auch der Rohstoffpreis für Kupfer, der als wichtiger Indikator für die Wirtschaft dient, in einem Aufwärtstrend begriffen sind, geht man davon aus, dass sich die Konjunktur – gemeint ist damit die globale Konjunkturentwicklung – weiter erholen wird, was in der Folge eine erhöhte Nachfrage an Rohstoffen und damit eine Steigerung der Rohstoffpreise nach sich zieht.
Was bedeutet steigende Rohstoffpreise für die Verbraucher?
Für die Verbraucher kann ein Steigen oder Fallen der Rohstoffpreise unterschiedliche Auswirkungen haben. Während ein Preisanstieg oder auch -verfall von Brent-Öl vom Verbraucher relativ unmittelbar, nämlich über die Heizkosten oder beim Tanken, bemerkt werden kann, verhält es sich bei anderen Rohstoffpreisen anders.
Dass beispielsweise die Rohstoffpreise für Kupfer steigen, wird der Verbraucher erst mittelbar, nämlich über leicht teurere Industrieprodukte oder gar insgesamt über eine gestiegene Inflationsrate bemerken. Meist sind die Anstiege der Rohstoffpreise aber so gering, dass es für den Endverbraucher eine nur kaum merkliche Veränderung der Kosten ist. Außerdem darf man nicht vergessen, dass sich die Rohstoffpreise immer noch in dem aufsteigenden Zyklus befinden und diesen noch nicht vollständig durchschritten haben. Im Vergleich zu dem Zeitraum von vor 10 Jahren liegen die Rohstoffpreise inflationsbereinigt immer noch günstiger für den Endverbraucher.
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