Die Spielerfrauen rücken immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses und erreichen einen ähnlichen Promistatus wie ihre Männer. Das geht so weit, dass vor der WM 2018 die einzelnen Spielerfrauen in Hochglanzmagazinen und im Internet vorgestellt wurden – die Aufstellung hinter der Aufstellung.
Spielerfrauen im Wandel der Zeit
Fußball ist Männersache – Diese Aussage galt viele Jahrzehnte lang unangefochten. Die Frauen der Nationalspieler waren für die Öffentlichkeit völlig uninteressant und spielten, wie damals üblich, nur die Rolle der Hausfrau. Ihr Einfluss beschränkte sich also darin, im Hintergrund die Rahmenbedingungen zu schaffen und ansonsten blieben sie unsichtbar. Das galt noch bis hinein in die 70er Jahre. Nach dem Gewinn des zweiten Weltmeistertitels 1974 durften die Frauen nicht einmal am Bankett teilnehmen. Gerd Müller und Paul Breitner dachten wohl damals schon fortschrittlicher und traten deshalb nach ihrem größten Triumpf aus der Nationalmannschaft zurück.
Die Spielerfrau als Managerin: Einflussreich und argwöhnisch betrachtet
In den 80er und 90er Jahren wandelte sich das Bild langsam und es rückten Spielerfrauen ins öffentliche Interesse, die ihren Mann anders unterstützen als mit dem Zubereiten des Essens und dem Waschen der Trikots. Gaby Schuster, Martina Effenberg und Bianca Illgner waren nicht nur Ehefrau, sondern Managerinnen ihrer Männer. Der Trend passte perfekt zur allgemeinen Professionalisierung des Fußballsports. Die managende Spielerfrau füllte ein Vakuum.
Fußball wurde mehr und mehr zum lukrativen Geschäft und die Stars der Szene wurden vermarktet. Genau das übernahmen die Spielerfrauen und handelten Gehälter, Prämien und Transferbedingungen aus. Es war noch nicht üblich, dass jeder Spieler eigene Berater oder Manager beschäftigte. Diese Rolle übernahmen also die Spielerfrauen, teilweise sehr zum Missfallen der Öffentlichkeit.
Video: Bundesliga-Start: Sie sind die neuen, heißen Spielerfrauen!
Von der managenden Spielerfrau zur medialen Kult-Figur
Mit der immer professionelleren Vermarktung von Fußballspielern entstand eine neue Berufsgruppe: Die Berater übernahmen das Zepter und verdrängten die Spielerfrauen. Gleichzeitig wurden die nun perfekt vermarkteten Fußballspieler zu Stars, deren Privatleben permanent von der Öffentlichkeit betrachtet wird. Es war nur folgerichtig, dass die Frauen der Spieler ebenfalls ins Rampenlicht rückten.
Hinzu kam, dass sich die Fußballspieler selbst in eine neue Richtung entwickelten. Sie wurden mehr und mehr zu Popstars, deren Looks Trends setzen und die nicht mehr in das Bild des rüpelhaften Fußballspielers früherer Zeiten passten. Heutzutage kreieren Stars wie David Beckham und Cristiano Ronaldo Mode-Kollektionen und vermarkten ihr eigenes Parfum. Die Fußballprofis sind Teil der Society und treffen bei den entsprechenden Events auf die schönsten Models des Landes. Der junge Fußball-Millionär und das bildschöne Model an seiner Seite begeistern Fans und Medien.
Doch auch das Frauenbild unterliegt einem Wandel und viele der jungen Damen sind nicht mehr zufrieden mit der Rolle des schmückenden Accessoires an seiner Seite. Nicht selten nutzen Spielerfrauen die Publicity, um die eigene Karriere zu pushen. Victoria Beckham und Coleen Rooney gehörten zu den ersten, die im Bereich Mode und Medien Karriere machten. Viele kleine Mädchen träumen inzwischen davon, Spielerfrau zu werden und verbinden damit die besten Aussichten für eine erfolgreiche Karriere.
Tatsächlich sind viele Spielerfrauen mittlerweile fast noch erfolgreicher als ihre Partner auf dem Fußballplatz. Bekannte Beispiele sind:
- Perrie Edwards (Alex Oxlade-Chamberlain)
- Bruna Marquezine (Neymar)
- Cathy Hummels (Mats Hummels)
- Amy Macdonald (Richard Foster)
- Shakira (Gerard Piqué)
Traumjob Spielerfrau?
Eigentlich klingt die Rollenbeschreibung der Spielerfrau, wie sie in den Medien wahrgenommen wird, extrem erstrebenswert. Immer top-gestylt, gekleidet in angesagten Designer-Outfits und auf jedem medienwirksamen Event präsent. Der Karriereturbo springt beinahe automatisch an und die Zukunft ist mehr als rosig. Viele Spielerfrauen konnten jedoch bei dieser Beschreibung lange Zeit nur müde lächeln und beklagten vor allem, das sie lediglich als dekoratives und darüber hinaus namenloses Anhängsel betrachtet wurden. Auch das Image, auf Kosten des Mannes zu leben und sich ohne eigene Leistung in Dolce und Gabbana zu kleiden, störte die jungen Frauen verständlicherweise.
Zumindest namenlos sind die Spielerfrauen mittlerweile keineswegs mehr. Im Vorfeld der WM in Russland wird den Spielerfrauen beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie den Fußballern. Kurz nachdem Jogi Löw den Kader für die WM bekanntgab, erschienen Artikel über die Frauen an der Seite der Fußballstars. Das mediale Interesse hat dazu geführt, dass inzwischen nicht nur die Namen und das Aussehen der jungen Damen bekannt sind, sondern auch über deren Berufe und den familiären Background berichtet wird. Ein bekanntes Beispiel ist Lisa Müller, die Frau des Nationalspielers und Bayern-Stars Thomas Müller, die selbst erfolgreiche Sportlerin ist. Über ihre Erfolge als Dressur- oder Springreiterin wird ebenfalls regelmäßig berichtet.
Spielerfrauen im Mittelpunkt des Interesses
Die Veränderung der Medienlandschaft hat dazu geführt, dass in bisher nie dagewesener Weise über die Fußballstars berichtet wird. Für die Fans ist alles interessant, was die Spieler betrifft, selbstverständlich auch die Frauen an ihrer Seite. Ebenso wie sich die Fußballspieler zu Medienstars entwickelt haben, nahmen auch die Spielerfrauen die neue Rolle an und wuchsen hinein. Ein Bankett ohne die Frauen wie 1974 ist heute undenkbar und auch die strikte Regel, dass die Frauen ihre Männer vor und während des Turniers nicht besuchen durften, ist längst Schnee von gestern, und das ist auch gut so.
Die Präsenz der Spielerfrauen ist ein Zeichen dafür, dass die unterstützende Funktion, die sie zweifellos haben, anerkannt wird. Für moderne Männer ist es selbstverständlich, sich mit der Freundin oder Frau auszutauschen und niemand käme auf den Gedanken, dass dies unpassend sei. Entscheidungen über Transfers betreffen schließlich auch die Frauen und in vielen Fällen sogar ganze Familien, denn nicht wenige der medienpräsenten Paare haben bereits Kinder. Diese vor dem Medien-Hype zu schützen, ist eine der wichtigsten Aufgaben vieler Spielerfrauen und es gelingt ihnen erstaunlich gut.
Es dauerte Wochen, bis die Öffentlichkeit erfuhr, wie der Sohn von Mats und Cathy Hummels heißt – Bastian Schweinsteiger und seine Frau Ana Ivanović halten den Namen ihres Sprösslings auch nach mehreren Monaten konsequent geheim. Das Interesse wird dadurch nicht gemindert und so schließt die Community im Netz Wetten darüber ab, wie Schweinsteiger-Junior heißt.
Video: DIESER Spieler hat die SCHÖNSTE FRAU der Welt! TOP 10 Spielerfrauen der TOP 10 Fussballspieler!
Das neue Selbstbewusstsein der Spielerfrauen
Spielerfrauen sind heute zum größten Teil Partner ihrer Männer und nicht nur deren Anhängsel. Sie managen zwar nicht die Karriere ihres Ehemanns, warum auch – meist haben sie mit ihrer eigenen Karriere genug zu tun. Dennoch stehen sie im Rampenlicht, kümmern sich um die Social Media Accounts und halten die Fans auf dem Laufenden, während ihre Männer um Titel und Pokale kämpfen. Darüber hinaus managen sie das Familienleben und halten den Fußballprofis den Rücken frei.
Wie die Spielerfrau ihre Rolle ausfüllt, ist individuell. Heute haben die jungen Frauen allerdings viel mehr Möglichkeiten als ihre Vorgängerinnen. Es ist allgemein akzeptiert, dass die Frau einer eigenen Karriere nachgeht und wenn diese von der Berühmtheit des Mannes profitiert, gelingt nicht nur privat, sondern auch beruflich eine Symbiose. Beide Seiten profitieren davon, dass die Fans mit ihrem Interesse für den nötigen Karriere-Push sorgen. Dass eine glückliche Beziehung die Leistung positiv beeinflusst, ist kein Geheimnis. Vielleicht ist Jogi Löw auch deshalb damit einverstanden, dass die Spielerfrauen bei der WM in Russland präsent sind.
Wenn sie wie 2014 nach erfolgreichem Titelgewinn begeistert auf den Platz stürmen würden, um ihre Männer zu umarmen, wären sich sicher alle einig darüber, dass auch die Frauen der Nationalspieler einen Beitrag dazu geleistet haben.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: ct_photo -#01: Christian Bertrand -#02: Review News